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Etwas verwirrt sah sich Herr Weber um. Ganz so nüchtern hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Die Wände waren voll gestellt mit Büchern. Der Mann am Schreibtisch hatte ein professionelles Lächeln aufgesetzt. Nicht unbedingt herzlich.
Herr Weber spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. „Also, ich wollte mich hier melden“, begann er schüchtern und überlegte fieberhaft, was er weiter sagen sollte. „Mein Leben ist ja nun zu Ende und ich würde gerne in den Himmel kommen.“
Der Gesichtsausdruck des Mannes veränderte sich nicht. „Das wollen alle.“
„Ach ja?“ wunderte sich Herr Weber. „Früher, auf der Erde, meine ich, da haben viele etwas ganz anderes gesagt. Sie meinten, es wäre zu langweilig im Himmel.“ — „Sie ändern ihre Meinung sehr schnell, wenn sie mal statt der seltsamen Bilder, die man sich auf der Erde von Himmel und Hölle so macht, die Wirklichkeit gesehen haben.“
„Ja“, meinte Herr Weber, „das ging mir auch so. Drüben sah ich meine Schwiegermutter und meinen Nachbarn, der ja mein Todfeind auf der Erde war. Wenn ich mit denen die Ewigkeit verbringen müsste
„Dann wollen wir mal sehen, was sich machen lässt“, sagte der Mann am Schreibtisch. In seiner Stimme fehlte die Zuversicht. Herr Weber wappnete sich. Er hatte sich schließlich nichts vorzuwerfen. „Was muss ich denn nun machen, um in den Himmel zu kommen?“
„Sie brauchen 6000 Punkte.“
„6000 Punkte? Und wie bekommt man die?“
„Durch gute Werke, tadelloses Leben, gute Moral, usw.“
„Ach ja“, lächelte Herr Weber getrost, „das müsste ich schon erreichen können. Ich war kein schlechter Mensch. Ich habe in meinem ganzen Leben niemanden umgebracht, ich habe nie gestohlen, habe immer versucht, freundlich zu meinen Mitmenschen zu sein, ich ging regelmäßig zur Kirche – oder zumindest fast regelmäßig...“
„Halt!“ rief der Mann. „Wir müssen das im einzelnen festhalten und die Punkte zusammenzählen.“
„Also gut.“ Herr Weber war die Ruhe selbst .“Soll ich anfangen, oder stellen Sie die Fragen?“
„Fangen Sie ruhig einmal an.“
„Ja, das ist gar nicht so einfach. Schließlich führt man nicht Buch über all die Dinge, die man gut gemacht hat“, räumte Herr Weber bescheiden ein.
„Wir schon! Machen Sie sich also darüber keine Sorgen.“
Warum wurde ihm denn so unbehaglich bei diesen Worten? Herr Weber schüttelte die schlechte Stimmung ab.
„Also, fangen wir zuerst mal bei meiner Frau an. Ich habe sie immer gut behandelt, nie geschlagen und sie musste auch nie um Geld betteln. Ich sorgte immer dafür, dass sie genug zur Verfügung hatte. Streit hatten wir nur selten, und ich habe sie auch nie dabei angeschrieen, oder fast nie.“
Befriedigt sah Herr Weber, dass der Mann am Schreibtisch Striche machte. „Dann zu meinen Kindern. Die habe ich sehr geliebt. Vor allem meinen Sohn. Ich habe schwer geschuftet, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich bestand darauf, dass er ins Gymnasium ging. Ich zahlte die Nachhilfestunden, die er dafür brauchte, ich redete ihm Tag und Nacht ins Gewissen...“
„Was ist aus ihm geworden?“ Etwas aus dem Konzept gebracht, starrte Herr Weber sein Gegenüber an. Sollte er die Wahrheit sagen? Nun, hier würde ihm das Flunkern wohl nicht viel nützen. Die wussten bestimmt alles.
„Er geriet in schlechte Gesellschaft. Hat sich irgend so einer Kommune angeschlossen, was immer das auch sein mag. Das war der Dank!“
Herr Weber fasste sich gewohnheitsmäßig ans Herz, doch da reagierte gar nichts. Erschrocken sah er, dass der Mann ein paar Striche wieder ausradierte.
„Was machen Sie da?“
„Dafür können wir ihnen natürlich keine Punkte geben. Das sehen sie bestimmt ein.“
Eigentlich wollte Herr Weber aufbegehren, aber plötzlich sah er mit erschreckender Klarheit etwas, was er auf der Erde nie hatte einsehen wollen. Er hatte seinen Sohn in die Enge getrieben, er hatte immer zuviel von ihm verlangt. „Na gut, ich verstehe. Aber da war noch meine Tochter. Sie ist ein anständiges, nettes Mädchen geworden.“ Aufatmend sah Herr Weber, dass der andere einen Strich
machte. Doch dann dämmerte ihm etwas. „Was tun Sie da? Ein einziger Punkt dafür? Und was ist mit all den Nächten, die wir durchgewacht haben, als sie krank war; mit der Ausbildung, die ich bezahlt habe?“
„Die durchwachten Nächte gehen, soviel ich weiß, auf das Konto Ihrer Frau, das andere müssen wir einzeln betrachten.“
Herr Weber sackte zusammen. „Also, dann weiter. Meine Schwiegermutter war wirklich ein böser Mensch. Trotzdem habe ich sie immer sehr höflich behandelt...“ Er beugte sich vor.
„Was, nur einen Punkt? Wissen Sie denn nicht, was mich das gekostet hat?“
„Doch, doch“, beruhigte ihn der andere, „aber Sie hätten sie lieben sollen.“
„Meine Schwiegermutter! Wie hätte ich denn das machen sollen?“
Der Mann hinter dem Schreibtisch schien sich nicht auf Einzelheiten einlassen zu wollen.
„Also, machen wir weiter.“
Erschöpft redete Herr Weber weiter: „Meinem Nachbarn habe ich oft geholfen...“
„...aber zuletzt waren Sie doch sehr verfeindet“, unterbrach ihn der Mann.
„Ja, natürlich!“ Herr Weber wurde heftig.
„Wie hätte man denn mit dem in Frieden leben sollen?“ Resigniert starrte er seinen unerbittlichen Gesprächspartner an.
„Wie viele Punkte habe ich denn?“ – „Zweiunddreißig.“ Das verschlug sogar Herrn Weber die
Sprache. „Was, so kann ich höchstens auf 50 Punkte kommen.“
„Gibt es etwas, wo man mehr Punkte bekommt? Versuchen wir es doch mal mit den zehn Geboten, die habe ich fast alle gehalten.“ - „Ja“, räumte sein Gegenüber freundlich ein, „da würde es sehr viele Punkte geben.“
Tief seufzend lehnte sich Herr Weber zurück. „Fangen wir doch einmal an mit: Du sollst nicht stehlen. Ich war immer ehrlich. Mein Bruder, der hat schon als Kind gestohlen; ich nicht.“
„Wie steht‘s mit der Steuererklärung? Immer vollkommen ehrlich?“ Herr Weber schluckte.
„Aber das ist doch kein Stehlen. Das hat doch jeder gemacht.“ - „Leider haben Sie damit den Staat bestohlen. Und wie war das mit dem Versicherungsfall damals, als Sie....“
„Das gilt auch als Stehlen?“ unterbrach Herr Weber entsetzt.
„Also lassen wir das. Wenn Ihr so kleinlich seid, brauche ich das Gebot über das falsche Zeugnisablegen gar nicht erst erwähnen. Natürlich habe ich hier und da mal eine Notlüge gebraucht, aber ich war bemüht, nie schlimm zu lügen.“ Ein Blick zu dem Mann sagte alles.
„Versuchen wir es mit dem nächsten: Du sollst nicht töten. Das weiß ich nun ganz genau, dass ich das nicht übertreten habe. Wie viele Punkte gibt das?“
„Wir müssen das erst einmal klären. Erinnern Sie sich an die Worte, als der Gerichtsbeschluss kam, der Ihrem Nachbarn recht gab?“ - Schweigen - „Sie sagten‚ dem Kerl drehe ich noch mal den Kragen um.....“
„Das redet man doch nur so daher. Schließlich habe ich es nicht getan.“
„Und wie oft haben Sie ausgerechnet, wie lange Ihre Schwiegermutter mit ihrer Krankheit wohl noch zu leben hat, und was Sie dann erben? Haben Sie nicht mit dem Arzt darüber gesprochen, dass man ihr Leben nicht verlängern sollte?“
Herr Weber wurde zum ersten mal richtig verlegen. „Aber sie eines ganz natürlichen Todes gestorben, und ich habe sie nicht umgebracht.“
„Aber der Wunsch war in ihrem Herzen vorhanden, und Sie wollten den Arzt für Ihre Pläne missbrauchen.“
„Weiß meine Schwiegermutter nun auch davon?“ hauchte Herr Weber entsetzt.
„Ja, selbstverständlich. Hier weiß jeder alles vom andern.“ „Alles?“ - „Ja, alles!“
„Und wenn ich einen einzigen Ehebruch begangen habe, bekomme ich auch da keine Punkte?“ Stumm schüttelte sein Gegenüber den Kopf. „Obwohl Sie wissen, dass ich meiner Frau 37 Jahre lang treu war, und dass da nur dieser einzige dumme Fehltritt von mir war? Ich war kein Mann, der anderen Frauen nachstieg.“
„Aber in Gedanken?“ - „In Gedanken!“ schrie Herr Weber nun gequält auf. „Was tut man nicht alles in Gedanken. Aber das machen doch alle. Ich war ein ganz normaler Mensch, ich war nie besonders schlecht. Ihr könnt doch hier nicht pedantisch sein!“
„Aber Herr Weber, wir haben hier ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Wie oft haben Sie nach Gottes Gerechtigkeit gerufen, die sich einmal zeigen soll? Nun, hier ist sie. Gott hat niemanden darüber im Unklaren gelassen, dass er am Ende des Lebens richten wird. Das haben Sie doch auch gehört, oder?“
„Ja, schon, aber ich dachte, ich sei nicht so schlecht, um abgeurteilt zu werden.“
„Aber, warum hat dann Gott seinen Sohn gesandt, um für die Sünder zu sterben? Daran habe ich schon geglaubt.“
Plötzlich wurde Herr Weber wieder lebhaft. „Heißt es denn nicht irgendwo in der Bibel, dass der das ewige Leben bekommt, der an Jesus Christus glaubt?“
„Doch, Sie kennen sich gut aus. Aber Sie haben ja gar nicht wirklich an ihn geglaubt. Der Sühnetod Jesu hatte für Sie im Grunde keine Bedeutung. Sie wollten es ja mit Ihren eigenen Taten schaffen. Sie waren in Ihrem tiefsten Innern nicht überzeugt, dass der Sohn Gottes auch für Sie ganz allein hätte sterben müssen, weil Sie vor Gott nicht bestehen können. Sie waren gar nicht so schlecht in Ihren Augen.“
„Das muss ich leider zugeben. Ich kann mich auch nicht erinnern, das mir jemand gesagt hätte, das es hier so streng zugeht. Habe ich irgend eine Möglichkeit?“
„Wir haben alles, was Sie getan haben, in einem Buch aufgeschrieben: Gutes und Schlechtes. Wir könnten das gegeneinander abwägen. Wenn dann 6000 Punkte übrig bleiben, dürfen Sie hier bleiben. Soll ich das Buch holen?“
Resigniert winkte Herr Weber ab. „Lassen Sie das, das erreiche ich nie. Aber das sage ich Ihnen noch, bevor ich gehe. Sie haben ja scheinbar überhaupt keine Ahnung, wie es draußen in der Welt zugeht. Da kommt ja niemand hier herein!“
Dann machte er eine kleine Pause, besann sich. „Aber, wo kommen denn diese Menschen alle her, die da lachend herum gelaufen sind? Ich wette, die haben es genauso wenig verdient wie ich. Hatten wohl genügend Geld, um den Eintritt zu bezahlen‘, setzte er boshaft hinzu. Jetzt war es sowieso egal, was sein Gegenüber dachte. Doch der blieb völlig ruhig und sachlich. „Sie haben immer noch nicht verstanden, was ich Ihnen mitteilen wollte. Diese Menschen haben eine Eintrittskarte bekommen, das stimmt....“
„Dacht‘ ich mir‘s doch!“ unterbrach ihn Herr Weber trotzig.
„Aber die haben sie nicht bezahlt, niemand konnte so viel zahlen, nur Einer. Und der hat gleich für alle bezahlt. Es gab eine 6000 Punktekarte ganz umsonst. Wer seinen Stolz beiseite legte und sich diese Karte von Jesus Christus schenken ließ, weil er einsah, dass er die erforderliche Punktzahl nie und nimmer erreichen würde, der hat hier freien Eintritt ... für die Ewigkeit.“
„Und der darf für immer in diesem herrlichen Land leben?“ — „Für immer!“ bekräftigte der Mann leise.
„Aber warum hat mir denn das keiner gesagt, das hätte ich doch gleich gemacht. Ich wurde völlig falsch informiert. Ich dachte, man müsse nur halbwegs recht leben. Sie kennen doch das Sprichwort: Tue recht und scheue niemand. Daran habe ich mich immer gehalten. Können Sie denn gar keine Ausnahme machen?“
Verzweifelt beugte sich Herr Weber über den Tisch und versuchte die Hand des Mannes zu erfassen. Doch der zerrann in einem grauen Nebel. „Hören Sie mir doch zu! Lassen Sie mich doch nicht allein! Ich will nicht an diesen furchtbaren Ort!“
Schweißgebadet wachte Herr Weber auf. Verängstigt sah er sich um. Es war so dunkel wie dort, wo er nicht hinwollte.
„Was hast Du den, Werner, hast Du schlecht geträumt?“ - „Geträumt?“
Ja, es war alles nur ein Traum gewesen!
Mit einem Ruck schoss Herr Weber aus dem Bett. Nur ein Traum, dachte er überglücklich. Er hatte also noch eine Chance; und die wollte er nutzen, damit sein Traum keine Wirklichkeit werden würde!
Auch wenn Sie einen solchen Traum noch nicht hatten - Warten Sie nicht, bis er irgendwann kommt!
Treffen Sie noch HEUTE die Entscheidung an Jesus zu glauben, denn der Traum erscheint nicht allen Menschen bevor es zu spät ist.....

Quelle: 6000 Punkte für den Himmel
Gemeindedienst
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