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Schreibtechnik und Schreibmaterial

Können Sie lesen und schreiben? Aber natürlich! Das Lesen und Schreiben gehört in den meisten Gesellschaften zum Allerselbstverständlichsten. Jeder Schüler quält sich in der Jugend mit dem Alphabet. Nicht jeder erreicht im Schreiben eine solche Vollkommenheit wie Wyclif und seine Bibelübersetzer. Manche schreiben gern, andere sind schreibfaul. Aber ganz ohne Schriftsprache kommt wohl keiner aus. Und das ist schon seit sehr langer Zeit so.

Die Schreibtechniken waren allerdings in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich, da voneinander abweichende Schriftarten und Schreibmaterialen verwandt wurden.

Die ägyptischen Hieroglyphen waren Symbole, die Gegenstände und Handlungen abbilden. Ähnliches gilt z. B. für die chinesischen Schriftzeichen in der heutigen Zeit. Bei dieser Bilderschrift wurde ein zu bezeichnender Gegenstand in möglichst einfacher Form aufgezeichnet. Durch Zusammenstellung einzelner Bilder ließen sich sogar Abläufe und abstrakte Gegenstände darstellen. Doch das Verfahren ist kompliziert, sogar irgendwann einmal unüberschaubar, denn die Anzahl der Bilder wächst ins Unendliche.

Einfacher war die daraus im 2. Jahrtausend vor Christus entwickelte Silbenschrift, da sie nicht die Gegenstände, sondern die Klangsilben eines gesprochenen Wortes darstellte. Doch auch bei dieser Methode wurde die Anzahl der Silben unüberschaubar groß.

Alle diese Schriften hatten also den großen Nachteil, daß sie aus Hunderten von Zeichen bestanden, die man kennen mußte, um richtig schreiben zu können. Erst in einer späteren Entwicklungsstufe der Schreibkunst entstand das Alphabet. Diesen gewaltigen Schritt machten um 1500 v. Chr. die Phönizier. Das erste Alphabet, es bestand aus 22 Buchstaben (nur Mitlauten), fand durch die Handel treibenden Phönizier schnell Verbreitung im östlichen Mittelmeerraum und gelangte so nach Griechenland. Dort wurde es nach einigen Änderungen und Zusätzen (vor allem für Selbstlaute) um 1000 v. Chr. heimisch und bildete auch die Grundlage für das spätere lateinische Alphabet, das wir heute noch benutzen.

So hat Gott auf wunderbare Weise dafür gesorgt, daß zur Zeit der Niederschrift der Bibel eine einfache, aber eindeutige Schrift zur Verfügung stand.

Auch der gewaltige Sprung in der Buchdrucktechnik hat das Aussehen des Textes stark verändert, stärker, als wir vielleicht vermutet hätten. Der Blocksatz zum Beispiel, wo alle Zeilen die gleiche Länge haben, ist erst durch den Buchdruck gekommen. Wir verwenden verschiedene Schriftarten und Schrifttypen in einem Text, um dem Leser das Verständnis zu erleichtern.

Die Hauptveränderung aber ist, daß jetzt riesige Mengen des gleichen Textes hergestellt werden können. Und von einem Druckstock entstehen völlig gleiche Kopien - Abweichungen von Buch zu Buch sind praktisch ausgeschlossen.

Antikes Schreibmaterial

a) Papyrus

Neben der Tontafel war Papyrus im Altertum das verbreitetste Schreibmaterial. Diese Methode der Aufzeichnung mit Tinte und Feder war allerdings wesentlich teurer als das Ritzen in feuchten Ton, doch dafür haltbarer, leichter zu benutzen und zu transportieren.
Die Papyrusstaude säumte in undurchdringlichen Dickichten die Ufer des Nils. Nach dem "Fällen" und Schälen wurde das Mark ihrer etwa 6 cm starken, dreikantigen Stengel in lange dünne Streifen geschnitten und diese nebeneinander zu einem Blatt aneinandergelegt. Eine zweite Lage wurde quer über die erste gelegt. Nachdem das Ganze mit einer kalkhaltigen Flüssigkeit getränkt wurde, wurde es gepreßt und getrocknet.

Dieses Schreibmaterial war so haltbar, daß es in dem trockenen Klima Ägyptens die Jahrtausende bis in unsere Gegenwart überdauern konnte.

Bis ins 8. Jahrhundert v. Chr. hinein wurde Papyrus als Beschreibstoff benutzt. Erst seit dem 4. Jahrhundert gewann das Pergament zunehmend an Bedeutung.

Doch Papyrus war Erfindung und Monopol der Ägypter, und so exportierten sie es zu hohen Preisen. Als der König Eumenes II. (197-158 v.Chr.) von Pergamos in Kleinasien seine Bibliothek zu weltweiter Bedeutung ausbauen wollte, versuchte dies der König von Ägypten zu stoppen, indem er die Ausfuhr von Papyrus unterband. Eumenes mußte ein eigenes Schreibmaterial erfinden.

b) Pergament

So wurde in Kleinasien das nach der Stadt Pergamos benannte Pergament entwickelt. Dieses edelste und vielleicht wertvollste aller Schreibmaterialien wurde aus der geglätteten Haut von Tieren hergestellt. Man schrieb auf dem Pergament wie auf Papyrus mit Tinte, doch ist es dauerhafter und erlaubt aufgrund seiner Festigkeit, jederzeit die Schrift wieder abzukratzen und neu zu übermalen. So konnte ein einziges Blatt öfter verwendet werden. Gerade im Mittelalter wurde davon leider sehr häufig Gebrauch gemacht.

Die Mönche in ihren Klöstern, die oft sehr arm waren, schabten ihre alten Handschriften mit Bimsstein und Sand ab, um sie anderweitig zu nutzen. Vielfach wurden sie anschließend neu beschrieben oder bemalt. Manchmal produzierte man aus ihnen sogar Schuhsohlen. Dabei wurden häufig nichtsahnend unersetzliche Dokumente zerstört.

Heutzutage hat die Wissenschaft Möglichkeiten, die nie vollständig abgeschabte Schrift durch UV-Photographie oder auf chemischem Weg wieder sichtbar zu machen.
Solche mehrfach beschriebenen Pergamente, sogenannte Palimpseste, zählen zu dem Interessantesten, was den heutigen Gelehrten in die Hände fallen kann.
Neben diesen Schreibmaterialien wurde auch das viel gröbere Leder verwendet.

c) Leder

Leder, seit Jahrtausenden bekannt, mußte ebenfalls aus Tierhaut hergestellt werden. Das Verfahren war allerdings nicht so aufwendig, und im Unterschied zum Pergament wurde die Tierhaut nicht mit Kalklauge behandelt, sondern mit Gerbsäure gegerbt.

d ) Papier

Das Papier (im ersten Jahrhundert nach Christus im Fernen Osten entwickelt) setzte sich ab dem 13. Jahrhundert in unserer Gegend durch.

 

 

Entstehung und Entwicklung des Alphabets
Pergamentrolle