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Neutestamentliche Handschriften

Bis zum 16. Jahrhundert wurde die Bibel handschriftlich überliefert. Vom Neuen Testament sind heute über 5000 Handschriften und Bruchstücke davon in griechischer Sprache erhalten, das heißt, in der Sprache der nicht mehr vorhandenen Originalurkunden.

Das NT wurde zuerst nur in Großbuchstaben, ohne Raum zwischen den Wörtern und ohne Zeichensetzung geschrieben. Wie z.B. das Johannesevangelium ausgesehen haben mag, illustriert der folgende Schriftsatz, mit dem Unterschied, daß der Apostel natürlich in Griechisch geschrieben hat:

DENNALSOHATGOTTDIEWELTGELIEBTDASSERSEINENEINGEBORENENSOHNGABDAMITJEDERDERA NIHNGLAUBTNICHTVERLORENG EHESONDERNEWIGESLEBENHABE

Bis heute sind insgesamt etwa 85 alte Papyrushandschriften bekannt, die vom Anfang des 2. bis zum 8. Jahrhundert reichen. Sie wurden größtenteils erst in diesem Jahrhundert entdeckt. Das bedeutendste Fragment, unter der Bezeichnung P52 bekannt, stammt aus der Zeit um 125 n. Chr.
Keine dieser wertvollen Papyrushandschriften enthält das gesamte Neue Testament, sondern es handelt sich immer nur um Teilhandschriften davon. Dazu gehören vor allem die Evangelien, dann die Apostelgeschichte, die Briefe des Apostels Paulus, die sogenannten katholischen (d.h. allgemeinen) Briefe und die Offenbarung.

Die bekanntesten Handschriften des Neuen Testaments sind die 274 sogenannten Majuskeln oder Unzialen aus der Zeit zwischen dem 3. und dem 11. Jh., so genannt nach ihrer großen Buchstabenform. Sie sind auf Pergament geschrieben.
Dazu zählen auch die vollständigen Bibeln der Welt die neben dem NT auch das AT in griechischer Sprache enthalten. Die berühmteste von ihnen ist wohl der Codex Sinaiticus, eine noch fast vollständig erhaltene komplette griechische Bibel aus dem 4. Jahrhundert, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Gelehrten Konstantin von Tischendorf im St. Katharinen-Kloster auf der Sinai-Halbinsel entdeckt wurde.

Sie befindet sich wie der Codex Alexandrinus, eine weitere wertvolle Handschrift der ganzen Bibel aus dem 5. Jahrhundert, im Britischen Museum in London.

In der Bibliothek des Vatikan in Rom liegt der Codex Vaticanus aus dem 4. Jahrhundert.

Die größte Gruppe der neutestamentlichen Handschriften in griechischer Sprache (insgesamt ungefähr 2.700 Manuskripte) stellen die Minuskeln dar, die auch Kursive genannt werden, weil ihre Schrift kleiner ist und die Buchstaben schon mehr miteinander verbunden sind. Der Text der meisten dieser Handschriften ist der sogenannte byzantinische Reichs-, Koine- oder Mehrheitstext.
Eine weitere Gruppe von griechischen Handschriften sind die ca. 2.200 Lektionare. Das sind Bücher, die verschiedene neutestamentliche Texte (Perikopen) in der Reihenfolge enthalten, wie sie seit dem 4. Jahrhundert auf Anordnung der Kirche in den Gottesdiensten im Laufe eines Jahres vorgelesen werden mußten. Hier haben wir es also nicht mit Bibelhandschriften im wahren Sinn zu tun, trotzdem sind diese Lektionare als Zeugen für viele griechische Textstellen des Neuen Testaments wertvoll.

Darüber hinaus gibt es viele alte Übersetzungen ins Syrische, Koptische und Lateinische (insbesondere die Vulgata des Kirchenvaters Hieronymus).
Die älteste Übersetzung in eine germanische Sprache ist die gotische Bibel des Bischofs Wulfila aus dem 4. Jahrhundert.

Der Wunsch der Christen, möglichst viele Bücher des Neuen Testaments zu besitzen, und die schnelle Verbreitung des christlichen Glaubens in Asien und Europa hatte zur Folge, daß eine Vielzahl von Abschriften und Übersetzungen entstand. Dadurch wurde auch der Text des Neuen Testaments sicher überliefert.

Die Vielfalt der neutestamentlichen Handschriften und Fragmente (über 5.000) und etwa 9.000 alten Übersetzungen nach den Urschriften sowie 36.000 Bibelzitate der Kirchenväter führten durch intensive Erforschung zu einer praktisch hundertprozentigen Erstellung und Bestätigung des Urtextes.

Keine einzige Textvariante stellt die Wahrheit der Botschaft Gottes im Neuen Testament in Zweifel.

 

 

Inschriftenstein
Papyrus P66
Toristen an historischer Grabungsstädte
Wichtige Fundstädten biblischer Funde